Nachruf auf den früheren Verbandsvorsitzenden Dieter Doll
Dieter Doll, von 2006 bis 2017 Vorsitzender des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberger aus Auendorf (Kreis Göppingen) ist am 1. Oktober 2025 nach langer Krankheit gestorben. Die Urnen-Beisetzung wird am 10. Oktober auf dem Friedhof in Auendorf stattfinden.
Dieter Doll (Jahrgang 1945) war am 25. April 2006 in Dapfen von der Verbandsvertreter-Versammlung unter Leitung der damaligen stellvertretenden Vorsitzenden Monika Schmid-Vorbach aus Urspring zum Nachfolger des Anfang März 2006 verstorbenen Vorgängers Alfred Schmelcher noch auf dessen Vorschlag hin bis 2009 zunächst für den Rest von Schmelchers Amtszeit zum neuen Verbandsvorsitzenden gewählt worden. Nach zweimaliger Wiederwahl hatte Dieter Doll im Mai 2017 nach einer insgesamt elfjährigen, für Verband und Züchter erfolgreichen und geschätzten Amtszeit auf eine weitere Kandidatur für den Vorsitz verzichtet. Zu seinem Nachfolger wählten die Delegierten den damaligen stellvertretenden Vorsitzenden und langjährigen südbadischen Regionalsprecher Karl Heinz Eckerlin (Jahrgang 1943) aus Buggingen.
Als passionierter Pferdezüchter und Pony-Besitzer und als langjähriger Geschäftsführer des Zuchtvereins Göppingen war Dieter Doll schon 1997 in den Vorstand des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberg gewählt und für die Übernahme der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes bestellt worden. Als Mitglied einer „Vorbereitungskommission“ hatte er sich, gestützt auf seine Ausbildung als Betriebswirt, für die Gründung des Kompetenz-Zentrums Marbach und für den Umzug der Verbands-Geschäftsstelle von Stuttgart nach Marbach eingesetzt. Seit 2005 war er Mitglied im „Lenkungsgremium des Ministeriums Ländlicher Raum (MLR)“ für die Umsetzung des Konzeptes „Marbach 2009“ unter Leitung der damaligen Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Als engagierter Befürworter der „Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Zuchtverbände“ (AGS) unterstützte Dieter nach seiner Wahl im engen Zusammenwirken mit Zuchtleiter Gert Gussmann die Aufnahme des Verbandes Brandenburg-Anhalt als weiteres Mitglied in den mittlerweile hoch erfolgreichen „Süddeutschen Verbund“. Ebenso befürwortete er die Einführung der Rassebezeichnung „Deutsches Sportpferd“ und die gemeinsame Führung eines Zuchtbuchs der Süddeutschen Verbände.
In Anerkennung seiner großen Verdienste um den eigenen Verband und die „Süddeutsche Arbeitsgemeinschaft“ wurde er bei der Delegiertenversammlung 2017 in Dapfen zum Ehrenmitglied des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberg ernannt. Für seine Verdienste und die deutsche Pferdezucht ehrte ihn die Deutsche Reiterlichen Vereinigung (FN) zudem mit der „Gustav-Rau-Medaille“ in Bronze, eine ihrer höchsten züchterischen Auszeichnungen. Dolls früh mitgeteilte Entscheidung, auf eine weitere Kandidatur zu verzichten, ermöglichte es, eine für alle zufriedenstellende Nachfolgeregelung zu finden. Bei der Delegiertenversammlung am 25. April 2017 konnte Dieter Doll die Verbandsführung an seinen bisherigen Stellvertreter Karl-Heinz Eckerlin übergeben.
„Wer in der Pferdezucht den Namen Dieter Doll hörte“, befand damals Martin Stellberger als Herausgeber der „Verbands-Mitteilungen des Pferdesportverbandes Baden-Württemberg“, „erinnert sich an Dieter Doll nicht nur als Nachfolger des legendären Alfred Schmelcher. Denn in den elf Jahren als Vorsitzender (von 2006 bis 2017) hat Dieter Doll die Arbeit des Verbandes engagiert geprägt. Sein Einsatz für Pferde und Züchter bedeutete ihm stets sehr viel. Anders war sein Engagement nicht zu erklären, das er ehrenamtlich leistete, obwohl er auch in seinem Hauptberuf stark gefordert war. Er war Wirtschaftsleiter der Kliniken des Landkreises Göppingen und hatte als deren Geschäftsführer auch eine Einkaufsgemeinschaft von insgesamt 42 Krankenhäusern zu koordinieren.
Unter Dieter Dolls Regie war 2009 die für den eigenen Verband zukunftsweisende Entscheidung getroffen worden, für die damals noch fünf Süddeutschen Pferdezuchtverbände das Ursprungszuchtbuch der Rasse „Deutsches Sportpferd“ gemeinsam zu führen, wie es die Zuchtverbände Sachsen-Thüringen und Brandenburg-Anhalt bereits seit 2003 führten. Mit einer Satzungsänderung entschieden sich die Baden-Württemberger Züchter dann auch für die neue Bezeichnung „Deutsches Sportpferd“. Seitdem wird die Teilpopulation des Deutschen Sportpferdes aus Baden-Württemberg (DSP-BW) unter der Lebensnummer mit den Startziffern 73 geführt.
Als weitere „Meilensteine“ in der Amtszeit von Dieter Doll, die nicht immer „konfliktfrei“ zu bewältigen waren, sind die Gründung und der Aufbau des Kompetenzzentrums in Marbach in Zusammenarbeit mit dem Haupt- und Landgestüt Marbach zu nennen sowie - in Zusammenarbeit auch mit der „Vereinigung der Süddeutschen Hengsthalter“ - die Weiterentwicklung der „Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Pferdezuchtverbände“ und die Gründung der „Süddeutschen Vermarktungs-GmbH“, zusätzlich zur erfolgreichen „hauseigenen Vermarktung“. Zu der zählten unter anderen das „Marbacher Wochenende“ und die „Riedlinger Fohlenauktionen“, die beide weiter florieren. In Dolls Amtszeit fielen zudem große internationale Erfolge von „Württembergern“ im Sport, unter anderem des weltweit erfolgreichsten Vielseitigkeitspferdes „Sam FBW“ unter Michael Jung. Auch das von Zuchtleiter Gert Gussmann entwickelte Zuchtprogramm „Vielseitigkeit“ hatte Dolls Unterstützung.
Die Belange der Züchter von Reitpferden, von Kaltblutpferden, von Ponys und Kleinpferden, von Schwarzwäldern und Spezialrassen, von Hengsthaltern und Vermarktern möglichst konfliktfrei „unter einen Hut“ zu bringen, war eine stetige Herausforderung. Über seinen langjährigen aktiven Einsatz für die Pferdezucht äußerte Dieter Doll einmal gegenüber dem „Reiterjournal“: „Der Pferdezuchtverband ist inzwischen Teil meiner selbst geworden. Er hat mich nicht nur ein Drittel meines bewussten Lebens begleitet, sondern auch ein Stück weit geprägt.“
Bei seiner feierlichen Verabschiedung 2017 würdigte der Zuchtverband Dieter Dolls großes Engagement mit der Ernennung zum „Ehrenmitglied“ und der „Goldene Verbandsehrennadel“. Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck hob nochmals die gute Zusammenarbeit mit dem Haupt- und Landgestüt Marbach hervor. Roland Metz, damaliger Geschäftsführer der Süddeutschen Arbeitsgemeinschaft (AGS), übermittelte im Auftrag der AGS-Verbände deren ausdrücklichen Dank für Dolls Engagement. Dr. Hans Ableiter, der damalige Referatsleiter Tierzucht und Tierhaltung im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, hob die stets konstruktive Zusammenarbeit hervor. Karl-Heinz Eckerlin, nunmehr Dieter Dolls einhellig gewählter Nachfolger, würdigte das Engagement seines Vorgängers mit der Bemerkung: „Dieter Doll hat viele Stunden mit viel Herzblut für den Verband eingebracht“. Dolls eigenes Fazit lautete: „Es war auch für mich eine schöne Zeit. Ich habe gerne alles bewerkstelligt, wenn es Sinn machte. Die überwiegenden Begegnungen in meiner Amtszeit habe ich als offen und freundschaftlich empfunden.“ Als anerkannter und geschätzter Zuchtrichter war Dieter Doll noch mehrere Jahre nach seiner Verabschiedung im Einsatz.