Bundesberufswettbewerb der Pferdewirte 2025
Baden-Württemberg triumphiert: Mannschafts- und Einzelsieg
Der Bundesberufswettbewerb der Pferdewirte fand in diesem Jahr wie gewohnt im Landgestüt Warendorf und an der dortigen Deutschen Reitschule statt. Er bot angehenden Fachkräften der Pferdewirtschaft in den Bereichen Pferdezucht, klassische Reitausbildung sowie Pferdehaltung und Service eine hervorragende Plattform, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen der Bundesländer, dem Nordrhein-Westfälischen Landgestüt und der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) organisiert.
Elf Mannschaften aus verschiedenen Bundesländern stellten sich in anspruchsvollen Prüfungen den Herausforderungen ihrer jeweiligen Fachrichtungen. Die für den Wettbewerb zur Verfügung gestellten Pferde sowie die Aufgaben wurden zugelost. Die Mannschaften setzten sich aus Teilnehmenden verschiedener Fachrichtungen zusammen. Dies förderte nicht nur den Wissensaustausch, sondern auch das Verständnis für die unterschiedlichen Aspekte der Pferdewirtschaft.
Die Landessiegerinnen des Landesentscheids aus Baden-Württemberg – Benita Bieler in der Klassischen Reitausbildung, Nina Barth in Pferdehaltung und Service, Angelina Hofer in der Pferdezucht – sowie die Zweitplatzierte Elisa Stößel in Pferdehaltung und Service, alle Auszubildende im Haupt- und Landgestüt Marbach, vertraten Anfang November ihr Bundesland in Warendorf. Die Mannschaft wurde von den Teamleitern Markus Lämmle, Leiter der Landesreitschule im Haupt- und Landgestüt Marbach, und Dr. Andrea Pfirrmann von der Beruflichen Schule Münsingen begleitet. Neu in diesem Jahr war, als Auftakt der Veranstaltung, ein Länderabend, bei dem jedes Bundesland sein Team präsentierte. Das Team aus Baden-Württemberg überzeugte das Publikum auf ganzer Linie und sicherte sich den Sieg mit einem kreativen Video über das Haupt- und Landgestüt Marbach im wunderschönen „The Länd“ sowie einem selbstgestalteten Rap, der für echte Begeisterung und Stimmung sorgte.
Die Wettbewerbsaufgaben an den folgenden Tagen orientierten sich an typischen Tätigkeiten der jeweiligen Fachrichtungen und umfassten sowohl praktische als auch theoretische Elemente. Die Teilnehmenden in der klassischen Reitausbildung zeigten ihr Können im selbstständigen Reiten von Dressur- und Springaufgaben sowie in der Unterrichtserteilung. In der Finalprüfung führten sie eine Trainingseinheit mit gymnastizierender Arbeit, wahlweise in Dressur oder unter Einbeziehung von Hindernissen, durch. In der Fachrichtung Pferdehaltung und Service mussten die Teilnehmenden ein Pferd unter dem Sattel bewegen und Beratungsgespräche zu Haltung, Gesundheit, Ausrüstung und Umgang mit dem Pferd führen, wobei die Finalprüfung im Longieren eines Pferdes stattfand.
In der Fachrichtung Pferdezucht beurteilen die Auszubildenden das Exterieur von drei Hengsten und stellten zwei Pferde auf der Dreiecksbahn vor. Im Finale war die Aufgabe auf Basis einer zu beurteilenden Stute (Exterieur/Interieur) und deren Pedigree eine Anpaarungsberatung für den Züchter durchzuführen. Dabei wurde ein Lot von drei Hengsten als mögliche Anpaarungspartner zur Verfügung gestellt. Alle Teilprüfungen beinhalteten ein abschließendes Fachgespräch mit den Prüferinnen und Prüfern, in dem die Teilnehmenden ihr Vorgehen analysierten und begründeten.
Für die Teamprüfung „Präsentation“ bearbeiteten die Auszubildenden das Thema „Pferdegesundheit“ in Form eines Rollenspiels. Neben fachlicher Richtigkeit standen sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Medieneinsatz und Originalität im Vordergrund. Da der Beruf stark dienstleistungsorientiert ist, wurde zusätzlich großer Wert auf eine kundenorientierte Beratung gelegt. Zur Vertiefung und modernen Aufarbeitung des Themas wurde im Rollenspiel neben dem Fachpersonal und einer Kundin auch eine künstliche Intelligenz in Form von „PferdGPT“ dargestellt. Damit wurde der Einsatz digitaler Beratungssysteme praxisnah veranschaulicht. Die Rolle der KI wurde von einem Teammitglied übernommen. Durch diese Darstellung konnten aktuelle Informationen und digitale Perspektiven in die Präsentation eingebunden werden. Gleichzeitig wurde deutlich, dass künstliche Intelligenz zwar eine hilfreiche Unterstützung darstellen kann, ihre Aussagen jedoch stets kritisch hinterfragt und durch fachliche Kompetenz ergänzt oder auch angepasst werden müssen. Die Prüfer zeigten sich begeistert sowohl vom Inhalt der Präsentation als auch von der Art und Weise, wie das Rollenspiel umgesetzt wurde. Besonders überzeugte die Kombination aus fachlicher Kompetenz, kreativer und humorvoller Darstellung und dem spielerischen Einbezug der KI „PferdGPT“. Das Publikum konnte die Präsentationen über eine Live-Übertragung verfolgen. In der feierlichen Abschlusszeremonie wurden die besten Teams und Einzelteilnehmer ausgezeichnet.
Das Team aus Baden-Württemberg sicherte sich mit 1055 Punkten den Mannschaftssieg und setzte sich deutlich vor Westfalen und Weser-Ems durch.
Besonders herausragend präsentierten sich Elisa Stößel, die in der Einzelwertung der Fachrichtung Pferdehaltung und Service Bundessiegerin wurde, sowie Benita Bieler, die den zweiten Platz in der Fachrichtung Klassische Reitausbildung erreichte. Ihre souveränen Leistungen, kombiniert mit fundiertem Fachwissen, kompetenter praktischer Umsetzung und kundenorientierter Beratung, sicherten ihnen die Spitzenplätze im Wettbewerb. Weitere bemerkenswerte Ergebnisse erzielten Angelina Hofer mit dem vierten Platz in der Fachrichtung Pferdezucht sowie Nina Barth mit dem sechsten Platz in der Fachrichtung Pferdehaltung und Service. Mit diesen überragenden Leistungen demonstrierte das Team Baden-Württemberg eindrucksvoll die Qualität der Ausbildung im Haupt- und Landgestüt Marbach und die Kompetenz der Teilnehmer. Der Bundesberufswettbewerb bot den jungen Pferdewirten nicht nur die Möglichkeit, ihre Talente und ihr Engagement zu zeigen, sondern auch wertvolle Erfahrungen und Kontakte zu sammeln. Die Veranstaltung war zugleich Wettbewerb, Lernplattform und Networking-Gelegenheit und hinterließ bei allen Teilnehmern neue Impulse für ihre berufliche Zukunft. Text: Dr. Andrea Pfirrmann / Foto: privat